Kurz vor Jahresende kommt er doch noch: der Publikationsstress. In der Jahreszeit in der weite Teile der westlichen Welt zwischen Konsumrausch und einer mehrwöchigen Produktionspause oszillieren, beginnen tausende Jungakademiker*innen doch noch einen Artikel zu schreiben, überarbeiten oder redigieren. Wichtig ist, dass aus der Forschung ein Argument, aus dem Argument ein Skript und aus dem Skript ein Artikel wird. Oder zwei! Dabei hat der Publikationsdruck viele Wissenschafter*innen schon jetzt in die Ecke gedrängt. Wie genau, zeigen diese im Katapult Magazin erwähnte Studie oder ein bereits 2018 im Spektrum Magazin veröffentlichter Erfahrungsbericht.
Ausdruck verleihen dem Verdruss und Unmut die Betroffenen. Eines der rezenteren Beispiele kommt von David A. M. Peterson. In seiner (leider hinter einer Paywall versteckten) Abrechnung mit den gängigen Produktionspraktiken titelt er: „Dear Reviewer 2: Go F‘ Yourself“. Galgenhumor aus der Forscher*innengruppe auf WhatsApp. Zum Unmut gesellen sich aber auch kreative Ideen. Ungehemmt offenes publizieren, argumentiert Nicola von Lutterotti in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, schaffe Transparenz und steigere die Qualität der Arbeiten, weil ein kritisches Publikum bereits während der Forschung Fragen stellen könne. Ein anderer Ansatz wurde im Juli dieses Jahres in der österreichischen Tageszeitung derStandard präsentiert: auf Basis der Hongkong Prinzipien (englische Fassung) sollten Forscher*innen so evaluiert werden, dass diese ihre Integrität wahren können. Eine Nebelgranate?
Wohin man auch blickt, wird jedenfalls klar, dass Forschung nicht nur zu ausufernden Publikationslisten führen darf. Aber können das zusätzliche, breitenwirksame Kommunizieren Forscher*innen auch noch leisten? Wo ansetzen? Während eine im Magazin Forschung und Lehre rezipierte Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung zeigt, dass etwa 30% der Arbeitszeit and den deutschen Hochschulen für Forschung (und Publikation), 30% für die Lehre und weitere 40% für die Supervision, Drittmittelakquise und Teilnahme an administrativen und organisatorischen Arbeiten am Institut und in Gremien verwendet werden, basteln anderenorts Kommunikationsagenturen wie Oikoplus an Formaten, die es den Wissenschafter*innen ermöglichen, mit möglichst geringem Aufwand zielgruppenorientiert in die Gesellschaft hinein zu wirken. Keine Sorge! Nicht alle Wissenschaftler*innen müssen dafür die 2017 von Beatrice Lugger für das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation beschriebene Rampensau mit eigenständiger Community sein. Dennoch steht aber fest, dass die Chancen auf eine Professur mit dem personengebundenen Bekanntheitsgrad steigen. Die Wissenschaftskommunikation muss also umstellen, von der alleinigen Kommunikation von Ergebnissen auf die Kommunikation von Prozessen, die die Urheber*innen miteinschließen und zu den Ergebnissen hinführen. Die Wahl des Mediums könnte in Zukunft aber freier gestaltet sein.
Aus unseren Projekten
An dieser Stelle geben wir monatlich einen kleinen Einblick in die Arbeit von Oikoplus.
Im Projekt Archeodanube, an dem Oikoplus gemeinsam mit dem Verein Sustainication e.V. beteiligt ist, geht es um Strategien für nachhaltigen Archäologie-Tourismus (“Archeotourism”) im Donauraum. Hier findet sich der aktuelle Projekt-Newsletter.
Und im Projekt SYNCITY arbeiten wir mit einer Reihe von belgischen Partnern an partizipativen Konzepten zur Entwicklung des Brüsseler Stadtteils Cureghem. Über das Projekt berichten wir in den Cureghem Tales.