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RL #039: Immersive Erlebnisse in der Wissenschaftskommunikation

Immersive Experiences gehören zu den angesagten Werkzeugen der Wissenschaftskommunikation. Zu Recht?

Als ich zehn oder elf Jahre alt war besuchte ich mit der Schule eine Ausstellung über Straßenkinder im Globalen Süden. Wir hatten vorher im Deutschunterricht das Buch „Das Tor zum Garten der Zambranos“ von Gudrun Pausewang gelesen, in dem es um die Freundschaft zwischen einem Strassenjungen und dem Sohn einer reichen Familie geht, die kurzerhand ihre Rollen tauschen. Die Ausstellung ergänzte die Buchlektüre perfekt, denn sie griff viele der Themen auf. Die Ausstellung führte in lateinamerikanische, asiatische und afrikanische Kontexte, samt nachgebauter Strassenszenen und den jeweils passenden Artefakten. Und als Besucher erlebte man die Ausstellung in unbequemen improvisierten Latschen aus Autoreifen, wie Strassenkinder sie oft tragen. 

Mir ist diese Ausstellung nach einem Vierteljahrhundert bis heute in Erinnerung. Aber weshalb? Meine Vermutung: Die Kombination von Buchlektüre, einer gut gemachten Ausstellung und der sehr haptischen Erfahrung der Autoreifen-Latschen war einprägsam genug, um bis heute erinnert zu werden. Eine immersive experience von white northern privilege, ganz undigital und analog. Heute, Jahrzehnte später, wird Immersion meist als Verschränkung analoger und digitaler Erlebnisse gedacht. Dafür tummeln sich zahlreiche spezialisierte Anbieter:innen, die auch in der Wissenschaftskommunikation aktiv sind. Denn für die Kommunikation von Forschung und Innovation bieten immersive experiences große Potenziale. Das SciComm-Portal impact.science sieht Virtual Reality Experiences deshalb auch auf Platz 1 der Top 10 Science Communication Trends des Jahres 2024Doch was versteht man eigentlich genau unter immersive experiences?

Immersion: Was? 

Nützliche Definitionsarbeit leistet hier das Immersive Experience Institute, eine Art Think Tank aus Kalifornien. Wer sich eingehender mit der Frage beschäftigen möchte, was immersive Erlebnisse ausmacht und worin ihre Potenziale und Qualitäten liegen, findet im Journal of Network and Computer Applications peer-reviewte Antworten. Und wer sich für die praktische Umsetzungsebene interessiert, der kann zum Beispiel einen Blick auf das Kopenhagener Unternehmen Khora werfen, mit dem Oikoplus zuletzt an einer EU-Projekteinreichung zusammengearbeitet hat. Das kreative Team von Khora entwickelt Virtual Reality und Augmented Reality für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche. Die Projekte, an denen Khora mitwirkt, zeigen, wie Virtual Reality auch in EU-geförderteten Forschungs- und Innovationsprojekten eingesetzt und erforscht wird. Etwa im Horizon Europe Projekt XTREME (Mixed Reality Environment for Immersive Experience of Art and Culture), das im Januar 2024 gestartet ist. Darin werden in einem Konsortium von 14 Partnern Mixed-Reality (MR)-Lösungen erforscht und entwickelt, um Kunst zu erleben.

Natürlich sind viele Einsatzgebiete von Virtual Reality, Augmented Reality und immersiven Technologien ressourcenintensiv und aufwändig. Das führt dazu, dass ihr Einsatzgebiet oft kommerzieller Natur ist. Ein Beispiel dafür ist die rund um den Globus erfolgreiche Ausstellung „Van Gogh – The Immersive Experience”. Doch auch hierbei wird Wissen vermittelt und erlebbar gemacht. . 

Was nützt die Immersion kommunikativ?

Aber führen immersive Erfahrungen mit der Unterstützung moderner VR und AR Technologie auch zu messbaren Kommunikationserfolgen? Nun, so ganz einfach lässt sich das nicht beantworten. Forschung dazu wird punktuell betrieben: Elizabeth Behm-Morawitz an der University of Missouri z.B. hat die Effektivität von VR als Tool der Wissenschaftskommunikation untersucht. Allerdings für einen sehr konkreten Anwendungsfall. In einem Artikel auf LinkedIn schreibt das britische Unternehmen Imagineerium, selbst ein Anbieter technologiegestützter immersiver Erlebnisse:  „There has not been a great deal of research done on human psychology when exercised in an immersive experience, but some scientists and psychologists are beginning to look into it more as VR grows from strength to strength and immersion is starting to be used in learning experiences.”

Vermutlich ist es nicht einfach zu sagen, ob digitale, immersive Erlebnisse ein sinnvolles Kommunikationstool sind. Es is wie so oft: Es kommt ganz darauf an. Jedenfalls erweitern sie den Werkzeugkasten der Wissenschaftskommunikation. Virtual Reality und Augmented Reality sind sicher ein sinnvolles Werkzeug für so mache kommunikative Botschaft und so manche Zielgruppe. Aber eben nicht für jede, überall und jederzeit. Und dann kommt es auf den Zweck an. Die immersive Ausstellung, die ganz analog daher kam, und die ich in den späten 90ern besucht habe, ist dafür ein gutes Beispiel. Ich erinnere mich an die Erfahrung der Ausstellung, ihr Thema, weniger aber an ganz konkrete Ausstellungsinhalte. Aber dafür, ist das vielleicht auch einfach zu lang her. 

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RL #036: Fünf Jahre Kommunikation

Oikoplus feiert das erste Jubiläum. Wir werden fünf Jahre alt! Die Zeit vergeht. Hier blicken wir zurück auf fünf Jahre voller Höhen, Tiefen und Learnings.

Established 18.09.2018

Ein Unternehmen zu gründen ist ein Wagnis, vor allem, wenn man damit noch keine Erfahrung hat. Plötzlich benötigt man eine Steuerberaterin, einen Anwalt und die Dienste eines Notars. Wir haben Oikoplus als KG gegründet, aus der später eine GmbH wurde. Die richtige Rechtsform zur richtigen Zeit. Im Laufe der Jahre haben wir uns überraschend häufig mit der Struktur des Unternehmens beschäftigt und sie angepasst. Außerdem stellen sich in der Abwicklung unserer Projekte immer wieder administrative Fragen: Subcontracting oder Anstellung? Erledigen wir Lohnverrechnung und Buchhaltung selbst, oder legen wir das in die Händer externer Partner? Brauchen wir ein Tool zur Reisekostenabrechnung oder reicht ein Excel Sheet? Solche Fragen haben uns seit der Gründung von Oikoplus manchmal mehr beschäftigt, als uns lieb war. Aber wir haben dabei auch einiges gelernt. Die Erfahrungen kommen uns zugute. Wenn wir in unseren Projekten mit großen Organisationen zusammenarbeiten, mit Universitäten oder Konzernen, gibt es für die administrativen Details oft eigene Ansprechpartner. Unsere externen Kolleginnen und Kollegen müssen häufig auf ihre Rechtsabteilung, ihre Buchhaltung oder die Personalabteilung warten. In unserem kleinen Team treffen wir Entscheidungen selbst – das begreifen wir mittlerweile als eine unserer Stärken.

Kaffetassen mit OIKOPLUS Logos auf einem Schreibtisch.
2020 kamen einige unserer Kaffeetassen abhanden. Für den Fall, dass uns Daten abhanden kommen, haben wir mittlerweile eine Versicherung. Photo: OIKOPLUS.

Tools und Services

Über die Jahre hinweg haben wir uns einen ganzen Fuhrpark kleinerer und größerer Helferlein zugelegt. Mailchimp, Adobe Suite, Nextcloud, QR.io, CANVA – you name them. Zwischendrin und ganz nach Bedarf gibt es dann noch temporäre Accounts bei verschiedenen Anbietern: GoogleMeets, Miro, iStock. Wahnsinn, vie viele Subscriptions man über die Jahre sammelt.

Zusätzlich haben wir Equipment angeschafft. Zu Beginn arbeiteten wir auf eigenen Computern und filmten wir mit privaten Kameras. Fünf Jahre später haben wir eine Armada an Laptops und Bildschirmen. Und auch filmisch haben wir uns weiterentwickelt: Camcorder, Stative, Richtmikrofone, Clip-on Mics. Zu allerletzt dann noch eine Lightbox und Legobausteine. Richtig. Und zwar gleich sechs Kisten voll. Damit gestalten wir Workshops, die Forschenden dabei helfen, ihre eigene Arbeit in den Weiten von Projekten zu verorten, greifbar zu machen und Narrative für ihre Arbeit zu finden. Das bringt uns zum nächsten Punkt: den Methoden.

Set-up für das Kick-off Meeting im Projekt ArcheoDanube im Juli 2020. Wenig später bezogen wir unser erstes Büro.
Set-up für das Kick-off Meeting im Projekt ArcheoDanube im Juli 2020. Wenig später bezogen wir unser erstes Büro. Photo: OIKOPLUS.

Methoden; oder: ein wachsendes Spektrum an Dienstleistungen

Am Anfang waren wir vor allem damit beschäftigt, uns Gedanken über Formate und Inhalte zu machen. Natürlich tauschten wir uns dazu mit unseren Kundinnen und Kollegen intern und extern dazu aus – aber wir machten das wenig strategisch und methodisch kaum kohärent. Das hat sich geändert. Weil die Themen, die wir kommunizieren, oft komplex sind und wir mit ihnen selbst vertraut werden müsssen, haben wir mittlerweile klare Abläufe etabliert.

Unseren Projekte beginnen wir immer mit einer Serie von Workshops, in denen wir gemeinsam mit den Partnern Zielgruppen, Key Messages und Kanäle identifizieren, um dann maßgeschneiderte Kommunikationsstrategien zu entwickeln. Wann immer sich die Möglichkeit bietet, führen wir Interviews mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die wir begleiten. Sie dienen nicht nur unserem eigenen, besseren Verständnis von der Materie, sondern liefern einen wertvollen Pool an Inhalten für Kurzvideos, Social Media oder Blogposts etc. Auch Policy Briefs schreiben wir nicht mehr alleine. Die werden nun in Policy Cafés erarbeitet: gemeinsam.

Seit 2022 bieten wir auch Workshops für das gemeinsame Finden von Narrativen und Erstellen von Kommunikationsinhalten an. Am Ende werden die Kolleginnen im Bild eine Waage gebaut haben. Photo: OIKOPLUS.

Glaubwürdigkeit leihen

Von Anfang an haben wir uns verpflichtet, unseren Partnern das Beste zu bieten und stets alle vereinbarten Zahlen zu erreichen. Und trotz allem Einsatz – manchmal haben wir es nicht geschafft. Einer der Gründe ist eigentlich trivial. Unsere Partner, meist etablierte Forschungseinrichtungen oder große Unternehmen, haben Reichweite und Glaubwürdigkeit. Und trotzdem haben wir in unseren frühen Projekten darauf gesetzt, eigene online und offline Kanäle für die Kommunikation unserer Projekte aufzubauen.

Ein Bottleneck, den wir rasch erkannt haben. Die Antwort: wir müssen uns die Glaubwürdigkeit und Reichweite der Forschungseinrichtungen und Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, leihen. Gar nicht so leicht. Denn in unseren Projekten werden wir als der zuständige Partner für die Kommunikation und Dissemination von Forschungsleistungen wahrgenommen. Zu einer unserer Kernaufgaben ist es inzwischen geworden, den Teams von Forschenden und Entwicklerinnen und Entwicklern, mit denen wir arbeiten, zu erklären, wie sie ihre eigenen Kanäle oder jene ihrer Institutionen nutzen können. Denn eigene digitale Kanäle aufbauen, das ist im Jahr 2023 einfach nicht mehr so einfach, wie vielleicht noch vor einem Jahrzehnt.

Fünf Jahre Oikoplus

Unser Feld hat sich weiterentwickelt und wir mit ihm. Und wir haben noch eine ganze Reihe an neuen Ideen und Plänen. Zuerst aber ist es an der Zeit, sich bei all unseren Weggefährten zu bedanken. Das sind vor allem unsere Mitarbeiter:innen und unsere Kolleg:innen aus SynCity und ArcheoDanube, aus EnergyMeasures, aus Domino-E, REACT, LifeTandems und EU-Rise. Und auch bei den Kolleginnen und Kollegen, deren gescheiterte Projekteinreichungen wir begleitet haben haben, möchten wir uns bedanken. Einige Projektanträge sind knapp gescheitert. Und wir haben gelernt, damit umzugehen. Und auch bei den Leser*innen unserer Reading List möchten wir uns bedanken. Beim Recherchieren und Schreiben dieser Texte haben wir immer wieder Gedanken vervollständigt und dabei eine Menge gelernt.

Zum Ende nun noch ein Call to Action: Abonniert unsere Reading List und folgt uns auf LinkedIn und YouTube.

Schöne Feiertage!

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RL #035: Über Innovation und Exnovation

In der letzten Oikoplus Reading List hat Michael Anranter sich an dieser Stelle kritisch mit Innovationskultur und Innvationskommunikation auseinandergesetzt. Wir haben darüber diskutiert, und sind zu einer ganz und gar uninnovativen Lösung gekommen: Wir wiederholen das Ganze, und ich schreibe ebenfalls einen Text über Innovation.

Was auch immer es ist: irgendetwas in uns giert nach Innovation. Wie sonst könnte der ständige Drang zum Neuem, zum Besserem, derart zur Norm geworden sein? Wer in seiner Arbeit nicht bloß reproduziert, sondern besser macht, wird dafür wertgeschätzt. Fürs Neue Wege beschreiten, fürs über den Tellerrand schauen, fürs out of the box thinken, fürs nicht Stehenbleiben, fürs Pionierarbeit leisten, fürs kreativ sein, fürs Gamechangen, fürs disruptiv sein. Für innovatives Denken kennt unsere Sprache viele schöne Phrasen und Redewendungen.

Wir bei Oikoplus sind ständig aufgefordert, innovative Wege in der Kommunikation von Wissenschaft und Forschung zu gehen. Und die Forschung treibenden, die wir dabei beraten und unterstützen, sind ebenfalls ständig mit Innovation beschäftigt. Manchmal wirkt das so, als seien alle ständig aufgefordert, das Rad neu zu erfinden.

Exnovation: Kann das weg?

Fangen wir einmal mit dem Gegenbegriff zur Innovation an: Exnovation. Denn oft ist es nicht das Neue an sich, das den Fortschritt antreibt, sondern das, was schon da ist, aber weg soll. In unserem Projekt REACT (LINK) zum Beispiel, geht es zwar um Innovationen in der Bekämpfung schädlicher Insekten. Aber es geht vor allem darum, die alten Methoden – nämlich Pestizide – zu ersetzen. Ist das Projekt nun getrieben von Innovation, oder von Exnovation? Schwer zu sagen. Letztlich geht es um zwei Seiten derselben Medaille. Trotzdem bleibt die Exnovation oft unterbeleuchtet. Darauf verweisen auch Jean Bartley und Lawrence Knall in einem Artikel aus dem Jahr 2021. Die beiden argumentieren, ein besseres Verständnis von Exnovation, sorge für bessere Innovationskultur. 

In eine sehr ähnliche Richtung argumentiert auch ein Text von Alexander Krause auf LinkedIn. Der Agile Coach verspricht in seinem Text, ihn binnen zwei Minuten zu lesen, verändere die Art zu denken. Naja. Probieren Sie es halt einmal aus. 

Während ich das so lese, denke ich mir: Von Exnovation zu sprechen, statt nur von Innovation, schützt nicht unbedingt vor dem eigentümlichen Business-Coach-Sprech unserer Zeit. 

Neues stand nicht immer hoch im Kurs

Es war nicht immer so, dass Neues wertgeschätzt wurde. Das habe ich selbst in einem Interview mit dem Historiker Frank Trentmann erfahren, das ich vor über einem halben Jahrzent geführt habe, und das man noch auf Issuu nachlesen kann. 

Trentmann erzählt darin von europäischen Händlern, die im 17. Jahrhundert  mit Schiffsladungen voller Innovationen nach China aufbrachen, nur um dort auf Unverständnis zu stoßen, da der Wert von Dingen dort an ihr Alter und ihre Bewährtheit geknüpft war. 

Innovation als Glaubensbekenntnis

Dass besonders alte Dinge einen hohen Wert haben, dass kennen wir bis heute. Von Kunst und Antiquitäten zum Beispiel. Wenn es um immaterielle Dinge wie gesellschaftliche Normen gibt, dann ist Alter nicht zwingend ein geeigneter Indikator für Qualität oder Akzeptanz. Beschränkt sich Innovation dabei auf die reine Kommunikationsebene, kommen dabei manchmal Phänomene wie Green-, Pink- oder Wokewashing heraus.

Und dann gibt es sogar noch den rhetorischen Appell an die Innovation, der bloß dazu dient, überfällige Exnovation zu verschleppen. Der lautet ungefähr so: “Wir setzen auf technologische Innovationen statt Verbote!” Das hört man immer wieder mal, zum Beispiel wenn’s um Klimawandelanpassung geht. Statt emissionsstarke Technologien per Gesetz durch emissionsarme zu ersetzen, also Exnovation von oben, wird darauf gewartet, dass sich Innovationen durchsetzen, ohne dass man viel für ihren Erfolgt unternähme. 

Das soll gar nicht heißen, dass nicht auch technologische Innovationen ihren Beitrag leisten können. Nur ist es in vielen Fällen eben einfach nicht ausreichend, auf Innovation zu warten, wo Exnovation längst nötig ist. Das konnte man mit Bezug auf den Klimawandel schon 2010 im Harvard Business Review nachlesen. “Even if energy innovations have a lot of potential, they might not be deployable until it’s too late. History shows that most of the technology breakthroughs need decades to make it to the mass market.” 

Dieses und viele andere Beispiele zeigen, dass es durchaus sinnvoll ist, Exnovation als Begriff ins eigene Vokabular aufzunehmen. Der Begriff hilft dabei, Innovationen kritisch zu hinterfragen. Schließlich gibt’s auch schlechte Innovationen. Für die These aus dem ersten Satz dieses Textes, wonach irgendetwas in uns nach Innovation giert, gibt es im Deutschen übrigens auch ein schönes Wort: Neugier. Die Gier nach Neuem. Und so kritisch man den Innovationsbegriff auch hinterfragt: Dass Neugier im Wortsinn, als Gier nach Neuem, auch ihre guten Seiten hat – davon gehen wir bei Oikoplus aus.

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RL #034: Innovation; oder Conscientization

In dieser Reading List nähere ich mich mit Innovation und der Weitergabe von Wissen mit dem Ziel der Innovation an. Ausgehend von Gedanken zu Innovation an Universitäten und in Unternehmen, schließe ich mit einem alternativen, auf Paulo Freire zurückgehenden, Ansatz zur Kommunikation von Neuem: der Conscientization.

Innovation als Auftrag

Unreflektiert übernehme ich den Sprech der Förder- und Gesetzgeber, der Unternehmensberatungen: Innovation und Innovationskommunikation sind das A und O eines florierenden Standorts. Der Drang nach Erneuerung, der dem Begriff der Innovation etymologisch eingeschrieben ist, hat in der Klimakrise neue Bedeutung bekommen. Wir sollen innovativ sein: wir alle. Einzelpersonen, Unternehmen, die Verwaltung. Zur Rolle von Universitäten in diesem veränderten Umfeld, formulieren Maximilian Vogt und Christoph Weber, dass wir an einer Wissenschaft ohne ein “New Enlightenment” und ohne gesellschaftlichen Auftrag nicht mehr vorbei kommen.

Researchers looking at plants in glasses
Bild von felixioncool auf Pixabay

Für Unternehmen ist die Frage nach der Rolle nicht weniger dringlich. Irgendwie aber scheint mir, wird angenommen, dass Unternehmen gesellschaftliche Innovation ohnehin ganz gut könnten. Nicht die Innovation muss hier angemahnt werden; eher die Innovationskultur. Wie kann Innovation noch gezielter unterstützt werden? Hier kommt die Innovationskommunikation ins Spiel. Innovationskommunikation, das ist das Kommunizieren neuer Ideen, Konzepte, Produkte, Dienstleistungen und Prozesse die sich von jenen unterscheiden die bereits existieren. Dabei ist Innovationskommunikation nicht nur ein kritisches Merkmal für den Erfolg von Innovation, sondern eine Bedingung für Innovation an sich:

“The lonely innovator is a myth. Solo innovation does not exist. Unlike invention, it’s a team sport. Working in solitude may lead to invention, but not onnovation because it requires communication with others.”

Alex Goryachev, Forbes Council Member

Wenig überraschend ist Goryachev’s Schlussfolgerung, dass Innovation dann erfolgreich ist, wenn auch die Kommunikation an ihrem Höhepunkt ist. Also wenn Ideen, Konzepte, Produkte, Dienstleistungen und Prozesse in möglichst diversen Teams derart geteilt und einverleibt wurden, dass alle am Innovationsprozess Beteiligten bewusst ist, dass sie mit der Innovation Veränderung herbeiführen können. Die Auftragslage ist unbestritten; Tipps und Empfehlungen für das Kultivieren von Innovationskultur gibt es zur Genüge und in allen Formen. Zum Beispiel hier, hier oder hier. Manche davon sind fast peinlich banal.

Grenzen der Innovation

Eine umfassende und vielschichtige Aufarbeitung des Innovationsbegriffes findet sich im von Benoit Godin im Routledge Verlag publiziertem Buch “Innovation Contested: The Idea of Innovation over the Centuries”. Godin beginnt seine Reise zum Thema bei den antiken Griechen und thematisiert davon ausgehend nicht nur die Erfolge, sondern vor allem auch die Widerstände, die Innovationen immer wieder erfahren und überwinden musste. Auf Google Books waren nur Ausschnitte des Buches frei zugänglich; das Lesen der entsprechenden Stellen hat aber Spass gemacht. Godin thematisiert die Rollen von Glauben und Kirche, ebenso wie von den anfänglichen Schwierigkeiten in der Kollaboration von Universitäten und Unternehmen.

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Den Grenzen von Innovation und der ihr zugeordneten Kommunikation widmen sich auch Ronald C. Beckett und Paul Hyland. In ihrem Essay argumentieren die beiden, dass Innovation vor allem dort geschieht, wo es Reibungen gibt. Diese Reibungen, einst als Hemmnis wahrgenommen wurden, müssen überwunden werden eine kommunikative Herausforderung. Die Antwort der Autoren auf die Herausforderung scheint mir zu konventionell, bzw. zu wenig explizit. Das Anpassen der Strukturen die Innovationsprozesse beherbergen. Ok, aber: ist das alles?

Innovationskommunikation am Limit. Oder: Conscientization

Conscientization ist ein von Paulo Freire entwickeltes Konzept, das die Befreiung von Menschen durch Bildung beabsichtigt. Die Menschen sollen ihre eigene Realität erkennen und verstehen lernen, um dann zu beurteilen wie Neues ihr Leben verändern kann. Man könnte das so lesen, als ob Erkennen und Verstehen Menschen auf die Teilnahme in Innovationsprozessen vorbereiten würde. Eine Einführung zum Begriff, der auch als kritisches Bewusstsein Eingang in die Literatur gehalten hat, findet sich auf Wikipedia. Wer das Grundgerüst von Freire’s Denken besser verstehen möchte, dem seien die 8 Minuten 14 Sekunden “An Incredible Conversation” mit Paulo Freire nahegelegt.

Na bravo: jetzt sind wir bei postmarxistischem Denken für Innovationskultur und -Kommunikation angelangt.

Bild von Bach Nguyen auf Pixabay

Die Anwendung von Conscientization inspirierten Innovationsprozessen hat jedenfalls nach einer ersten Hochphase in den 1980er Jahren, zuletzt wieder zugenommen: Karin Berglund und Johannson argumentieren für eine Stärkung des ländlichen Raums durch eine auf Conscentization beruhende Innovationskultur bei kleinen Unternehmen. Juan Díasz Bordavene et al. heben die Notwendigkeit der Integration südamerikanischer Bäuer*innen in den Innovationsprozess durch Conscientization hervor, um für die Region nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Hsu Meng-Jun et al. dokumentierten die für viele lebensrettende Beschleunigung von Innovationsprozessen ausgehend von einer gemeinsamen und geteilten, der kritischen Conscientization entsprechenden Weitergabe von Wissen.

Am Wendepunkt

Eigentlich wollte ich hier kein Pamphlet schreiben. Am Ende ist es doch eines geworden. Mein Punkt ist, dass es, so wie alle mit Innovation beauftragt zu sein scheinen, an der Zeit ist, der Betriebswirtschaft entstammende Ansätze der Innovationskommunikation zu überdenken. Beginnen sollten wir mit der Frage, wer am Prozess beteiligt sein soll. Und dann welche Sprache es allen ermöglicht sich adäquat auszudrücken. Wenn das Malereien sind, dann ist das ebenso legitim wie Besuche im Feld, Gespräche oder Lego-Sessions bei denen ein Team sich spielerisch über Innovation austauscht. Lasst uns neue Ideen ausprobieren; auch in Entwicklungsabteilungen in denen nur vermeintlich alle dieselbe Sprache sprechen.

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RL #033: Die Sprache(n) der Wissenschaft

In dieser Oikoplus Reading List präsentieren wir Online Good Reads zur Frage nach der Sprache in der Wissenschaft. Sprache, ganz explizit und eher abstrakt verstanden.

Die Gunst der Muttersprache

Bei Oikoplus ist die Arbeitssprache in all unseren Projekten Englisch. Wenn wir in unserer Arbeit Kontakte treffen, mit denen wir in unseren Muttersprachen (Deutsch, Italienisch, Polnisch, Rumänisch) sprechen können, freuen wir uns immer wieder. Denn dauerhaft in Fremdsprachen zu arbeiten, ist ehrlicherweise auch manchmal anstrengend. Für Menschen, die in Wissenschaft und Forschung arbeiten, ist es deshalb ein großer Startvorteil, wenn ihre Muttersprache Englisch ist. So weit, so banal. Weniger banal ist es allerdings, zu quantifizieren, wie große der Preis ist, den all diejenigen zahlen, deren Muttersprache nicht ausgerechnet Englisch ist. Eine Studie von Tatsuya Amano et.al. zielt genau darauf:

„By surveying 908 researchers in environmental sciences, this study estimates and compares the amount of effort required to conduct scientific activities in English between researchers from different countries and, thus, different linguistic and economic backgrounds. Our survey demonstrates that non-native English speakers, especially early in their careers, spend more effort than native English speakers in conducting scientific activities, from reading and writing papers and preparing presentations in English, to disseminating research in multiple languages. Language barriers can also cause them not to attend, or give oral presentations at, international conferences conducted in English.”

Eine mathematische Erzählung

Englisch ist eine Standardsprache der Wissenschaft. Die Mathematik ist ebenfalls eine. Als wichtiges Tool helfen mathematische Prinzipen und Konzepte, beim Verständnis der Welt. Ein sehr anschauliches Beispiel dafür zeigt Patrick Honner im sehr empfehlenswerten Quanta Magazine. Darin beschreibt er – oder erzählt er? – wie sich Netzwerke mathematisch beschreiben lassen. Und das auch in Form eines Rätsels. Viel Spaß beim Rätseln.

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Wenn Erzählungen verloren gehen

Die Mathematik beschreibt die Welt streng formal. Das ist ihr Wesen, und ihre Aufgabe. Weniger formal lässt sich die Welt in Narrativen und Legenden beschreiben. So wie die Mathematik auf eine Jahrtausende alte Geschichte zurückblickt, die sich interessanterweise wiederum besser als Narrativ erzählen lässt, gibt es unzählige Legenden und Narrative, die uralt sind, und deren Zukunft bedroht ist. Und zwar, weil die Sprachen, in denen sie erzählt werden, aussterben. Alexandra Aikhenvald geht der Frage nach, wie der Verlust an linguistischer Diversität durch das Aussterben indigenen Sprachen weltweit, bedroht wird, und weshalb der Verlust von Geschichten, Legenden und Mythen, der damit einhergeht, ein Problem darstellt. 

Akkurat beschreiben oder erzählen?

Häufig erscheinen akkurate, wissenschaftliche Beschreibungen der Welt als Gegenpol zu narrativen Beschreibungen. Die Tendenz zum Storytelling in der Kommunikation – auch in der Wissenschaftskommunikation – wird daher vielfach kritisiert. Die Welt in Form von Erzählungen zu denken, wird als Trend der letzten Jahre beschrieben. Der Begriff Narrativ selbst, gehört in jedes Buzzword-Bingo professioneller Kommunikationsarbeit. Ob zu recht, oder zu unrecht – das soll hier nicht geklärt werden. Einen lesenswerten Überblick über die Debatte rund um das Für und Wider der Erzählform im Beschreiben der Welt gibt der Literaturwissenschaftler Florian Scherbül in einem Beitrag zum Online-Portal geschichtedergegenwart.at

Wir hoffen, wir haben in dieser Reading List die richtige Sprache gefunden, und dass wir bei unseren Streifzügen durch das Internet in den letzten Wochen wieder ein paar Artikel aufgetan haben, die nicht nur unser Interesse wecken. 

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RL #032: Storytelling in der Krisenkommunikation

Storytelling, das Erzählen von Geschichten, gilt als wirksame Kommunikationsmethode. Denn für Informationen in Form von Geschichten ist unser Gehirn besonders gut empfänglich. Auch in der Wissenschaftskommunikation werden komplexe Konzepte durch das Erzählen von Geschichten in zugängliche und verständliche Ideen übersetzt. Was geschieht jedoch in Situationen, in denen wir uns in großen Schwierigkeiten oder Notsituationen befinden, die uns Schwierigkeiten, Ängste und Sorgen bereiten? In solchen Krisensituationen sind wir eher an Fakten interessiert, die für Sicherheit sorgen, als an Anekdoten, die Empathie wecken. Diese Oikoplus Reading List fast zusammen, wie das Erzählen von Geschichten in Krisensituationen immer noch eine wirksame Strategie sein kann, um der breiten Öffentlichkeit relevante Informationen zu vermitteln. 

Die Grundlagen

Laut einem Artikel von Powell und Mantel für das Online-Magazin “The Conversation”, ist das Geschichtenerzählen, d.h. die Vermittlung von Informationen durch Erzählungen, die starke Emotionen hervorrufen, ein wirksames Mittel, um Informationen auf eine nachvollziehbare und leicht verständliche Weise zu vermitteln. Heutzutage können Geschichten auf vielerlei Art und Weise erzählt werden, auch auf digitalem Wege durch Fotos, Videos oder Audioclips. Storytelling ist effektiv, weil es laut Forbes sachliche Informationen auf eine Weise erklärt, die beim Publikum ankommt. Wenn eine Erzählung Anklang findet, wirkt sie sich auf die Art und Weise aus, wie Menschen sich an die vorliegenden Informationen erinnern, sie behalten und nutzen.  

Krisensituationen

In Krisensituationen allerdings, ist die Lage anders. Das liegt daran, dass es sich dabei um stressauslösende Situationen handelt, in denen unser Gehirn neurotischer, hektischer und irrationaler wird, was sich auf unsere Entscheidungsfindung und Aufmerksamkeit auswirkt. Im Es liegt nah, anzunehmen, dass wir uns in Stresssituationen eher schnell zugänglichen und kurzen informativen Nachrichtenschnipseln hingezogen fühlen als zu ausführlichen Berichten. Aber ist das wirklich so?  

Den Neurowissenschaftlern Heim und Keil zufolge, sind die Menschen heute aufgrund der Fülle digitaler Geräte gezwungen, Informationen mit höherer Geschwindigkeit zu verarbeiten. Trotzdem hat die Forschung gezeigt, dass unsere Gehirne so gebaut sind, dass sie sich an die sich verändernde Welt anpassen können. Tatsächlich lernt unser Gehirn, sich auf Ereignisse, Erfahrungen oder Informationen zu konzentrieren, die wirklich wichtig oder bedeutsam für uns sind. Unser Gehirn lernt, einige wenige Dinge, die wir sehen oder hören, herauszugreifen und sie genauer zu untersuchen, um ihnen einen Sinn zu geben. Diese „wenigen Dinge” werden höchstwahrscheinlich in eine Geschichte oder eine Erzählung eingebettet sein. Hierfür gibt es einige Gründe. Erstens ist unser Gehirn, wie bereits erwähnt, darauf programmiert, dass wir uns zu Geschichten hingezogen fühlen, die wir nachempfinden können. Zweitens, so Rachel Bartlett, Autorin des Online-Blogs Shorthand, sind Krisensituationen oft mit einer überwältigenden Menge komplizierter Details verbunden, und das Erzählen von Geschichten, insbesondere von visuellen Geschichten, macht diese Datenmengen leichter verdaulich und verarbeitbar.  

Von der Geschichte zum Handeln

Wie Seeger und Sellnow in ihrem Buch “Narratives of Crisis” feststellen, erleichtert das Erzählen von Geschichten nicht nur das Verständnis komplexer Konzepte, sondern ermöglicht es uns auch, aktuelle Krisensituationen in einen größeren Kontext oder eine größere Bedeutung und damit in eine breitere Perspektive zu stellen. Dies führt zu einem verbesserten kritischen Denken und einer besseren Situationseinschätzung, was zu tiefer verwurzelten Reaktionen führt, die zu langfristigen sozialen Veränderungen führen können. Emily Falk, Professorin für Kommunikation, Psychologie und Marketing, unterstützt diese Behauptung in der Los Angeles Times. Sie erklärt, dass das Erzählen von Geschichten allein zwar keinen sozialen Wandel bewirken kann, aber eine Methode der effektiven Kommunikation ist, die eine aktive Reaktion auslöst. Erzählungen geben uns eine neue Sichtweise auf die Welt und motivieren uns zu lernen, zu gestalten, zu reagieren und sich zu kümmern. Gute Geschichten vermitteln Wissen in einer Weise, die zum Handeln anregt. So können sie beispielsweise die Politik beeinflussen, Gemeinschaftsaktionen anregen, Randgruppen eine Stimme geben oder eine gut organisierte Bewegung motivieren. 

Aufgrund der Fülle von Formaten und Stilen ist das Geschichtenerzählen eine wirksame Kommunikationsmethode in vielen verschiedenen Situationen. Das bedeutet, dass selbst in Krisensituationen, in denen sich unser Gehirn aufgrund hormoneller Reaktionen in einem viel aufgeregteren Zustand befindet, Geschichten immer noch wichtige Informationen, Fakten und Zahlen vermitteln können. Anstatt uns mit Nachrichten zu bombardieren, spricht das Geschichtenerzählen unsere Sinne an und führt zu einer aktiveren und kritischeren Reaktion, die das Potenzial hat, einen sozialen Wandel herbeizuführen.

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RL #031: Künstliche Intelligenz in der Wissenschaft

Viele Tipps wurden in den vergangenen Wochen und Monaten geteilt. Das hier sei die perfekte KI für die Recherche, jene andere die perfekte KI für das Editieren von Texten. Ideen für die besten Prompts bei semantik-basierten generativen KIs fluten Twitter, Reddit, und Co. In dieser Reading List wollen wir keine Tipps dazu geben, welche KI wofür genutzt werden kann. Für eine Reading List macht das nämlich, auch wegen der Schnelllebigkeit der technischen Entwicklung aktuell nicht allzu viel Sinn. Wir wollen auch nicht darüber berichten, wie KI einen Einfluss auf die Wissenschaftskommunikation haben kann. Das nämlich haben wir bereits im vergangenen Sommer in Reading List #021 gemacht. Vielmehr haben wir ein paar Texte zu Gedanken zusammengetragen, die sich damit Auseinandersetzen, wie KI die Wissenschaft in den kommenden Jahren verändern könnte. Viel Spaß beim Lesen!

Künstliche Intelligenz mit Überblick

Eine der größten Herausforderungen der Wissenschaft unabhängig von der Disziplin, ist es mit der Flut an Artikeln Schritt zu halten. 70.000 Publikationen beschäftigen sich beispielsweise laut dem ThinkTank Enago mit dem Protein p53. Ich höre heute zum ersten Mal davon. Anscheinend ist es für die Früherkennung von Tumoren relevant. 1993 wurde es zum Molekül des Jahres gewählt. Anlässlich dieses Jubiläums findet eine KI meiner Wahl folgenden Rückblick: “The first 30 years of p53: growing ever more complex” von Arnold J Levine und Moshe Oren (paywall). Tatsächlich finden sich mittlerweile eine Reihe an Tools mit dem Anspruch, Artikel zu finden und sie in ihrem jeweiligen Publikationskontext darzustellen. Der Einstieg ist geschafft.

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Disruptive Künstliche Intelligenz

Mit dem neu gewonnen Überblick lässt sich auch die Qualität von Resultaten und Ergebnissen neu einordnen. Und zwar auch außerhalb der Wissenschaft. Im Interview mit Digitale Welt bemerkt Prof. Mario Trapp, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Kognitive Systeme IKS: “Auch wenn man heute die Ergebnisse der KI noch durch Ärztinnen oder Ärzte plausibilisieren lassen kann, so wird dies aufgrund der zunehmenden Komplexität in Zukunft kaum noch möglich sein.” Spannend ist die Wortwahl: Noch können ausgebildete Menschen Ergebnisse plausibilisieren. Lange wird das wohl nicht mehr möglich sein.

Als neue Schlüsseltechnologie mit einem breiten Anwendungsspektrum (auch wenn alle Referenzen und Bezugspunkte bisher auf die Medizin verweisen), sehen sich die Hochschulen nun schon zum dritten Mal seit den 1950er und 1970er Jahren mit einem Investitionshype konfrontiert. Besonders gefragt sei dieses Mal multidisziplinäre Forschung im Gleichschritt mit Handlung (also Industrie) und Politik. So jedenfalls argumentieren Y. K Dwivedi et al. in einem im International Juornal of Information Management erschienenen Meinungspapier. Angewandter, und mit Fokus darauf inwiefern die durch KI stark veränderte Interessenslagen im Zusammenspiel auf Medien, Industrie und Forschung wirken, argumentieren G. Berman, K. Williams, und S. Michalska in ihrer frei zugänglichen Studie, dass Forschung im Feld der Künstlichen Intelligenz anders funktioniert als in anderen Feldern.

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Proaktive künstliche Objektivität

KIs helfen den Überblick zu bewahren, sie spülen neues Geld in die Kassen der Universitäten. Ich kehre zurück zur Medizin und zu einem Artikel aus dem Jahr 2018. Auf dem Science Blog – Kaleidoskop für Wissenschaft, verfasste Norbert Bischofberger damals einen spannenden Artikel mit dem Titel “Mit künstlicher Intelligenz zu einer proaktiven Medizin?”. Eine Frage die heute in abgewandelter Form für alle Disziplinen gilt?

Damals kam Bischofberger zum Schluss, dass wir womöglich schon bald nicht länger “reagieren”, sondern uns proaktiv kümmern könnten. Fünf Jahre später könnte bald die Wissensproduktion proaktiv von KIs in die Hand genommen werden. Stellt sich die Frage, ob uns ein objektives Wissenschaftsverständnis dabei in die Hände spielt. Wir werden sehen.

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RL #030: Evaluation von Forschung – Wirkung wirksam messen

Es lässt sich gut und lange darüber streiten, was angemessen ist, wenn es darum geht, die Relevanz, Qualität und Bedeutung von Forschungsarbeit zu bewerten und messbar zu machen. Die hier ausgewählten Links bieten eine Reihe von Perspektiven, Open-Access-Repositorien, Evaluierungsparameter zum Thema Messbarkeit von Forschung. 

Beginnen wir ausnahmsweise einmal nicht mit theoretischen Ausführungen, sondern ganz praktisch. Der Forschungsleitfaden “Your Impact” der University of Illinois at Chicago (UIC) bietet umfassende Informationen zur Bewertung des Impacts von Forschung. Er behandelt verschiedene Metriken, Instrumente und Methoden zur Bewertung der gesellschaftlichen, akademischen und wirtschaftlichen Wirkung von Forschung. Dieser Leitfaden bietet Forschern, Bibliothekaren und Verwaltungsangestellten praktische Ratschläge, wie sie sich in der komplexen Landschaft der Forschungsbewertung zurechtfinden und den Wert und die Bedeutung ihrer Arbeit aufzeigen können.

Die Qual der Methodenwahl

Natürlich beeinflusst die Wahl der Methode immer die Ergebnisse. Dies gilt auch für Methoden zur Forschungsevalutaion. Ein kürzlich von RAND Europe durchgeführtes Projekt zur Bewertung von Forschung zielt darauf ab, das Verständnis und die Methoden zur Bewertung von Forschungsqualität und -auswirkungen zu verbessern. Die Website bietet wertvolle Einblicke für politische Entscheidungsträger, Finanzierungsagenturen und Forschungseinrichtungen, die Evaluierungsverfahren verbessern und evidenzbasierte Entscheidungen treffen möchten.

Wenn Sie auf der Suche nach einer klaren und theoretisch fundierten Einführung in das Thema Forschungsevaluation sind, ist Evaluating Research in Context: A Method for Comprehensive Assessment von Jack Spaapen, Huub Dijstelbloem und Frank Wamelink aus dem Jahr 2007 zu empfehlen. Wie der Titel vermuten lässt, liegt der Schwerpunkt dabei auf einer Sache: Kontext. Der richtige Kontext ist wichtig, wenn nicht nur Publikationen in Zeitschriften und deren Rankingwerte gezählt werden sollen. Forschung findet in verschiedenen Bereichen statt, von denen jeder seine eigenen Ziele, Methoden und Zeitpläne hat. Wenn man sich daher ausschließlich auf universelle Indikatoren stützt, kann der Bewertungsprozess zu stark vereinfacht werden und die Nuancen der verschiedenen Disziplinen werden nicht erfasst. Durch die Berücksichtigung kontextbezogener Aspekte wie feldspezifische Metriken, geografische Faktoren und Forschungsziele lässt sich eine genauere Bewertung der Auswirkungen erzielen, so der Tenor des Buches. 

Vielfältige Forschung erfordert vielfältige Assessment-Methoden

Bei Oikoplus arbeiten wir an einer Reihe von Projekten, die von Horizon Europe, dem Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union, finanziert oder kofinanziert werden. Dies wirft eine sehr praktische Frage auf: Wie misst die EU die Auswirkungen der Projekte, die sie (mit-) finanziert? Die EU-Kommission nennt ihren neuen Rahmen für die Wirkungsbeobachtung “Key Impact Pathways”. Ein kürzlich veröffentlichtes Arbeitspapier gibt einen Einblick in die verschiedenen Indikatoren, die von der EU-Kommission zur Bewertung von Projekten verwendet werden. Ein Blick hinein, kann nicht schaden. 

Wenn es um Evaluation und Messbarkeit geht, ist es naheliegend, Erfolg in Zahlen zu operationalisieren. Allerdings gibt es für diese Operationalisierung kein Schema, das die verschiedenen Arten der wissenschaftlichen Praxis vergleichbar abbilden kann. Die Forschung ist sich dessen bewusst. Eine Antwort auf das Problem ist die Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA). Hunderte von Universitäten, Instituten und wissenschaftlichen Institutionen sind der Coalition bereits beigetreten, verbunden von der Vision, dass die Bewertung von Forschung, Forscher:innen und Forschungsorganisationen die vielfältigen Ergebnisse, Praktiken und Aktivitäten anerkennt, die die Qualität und Wirkung der Forschung maximieren. Das erfordert, dass die Bewertung in erster Linie auf einer qualitativen Beurteilung beruht, für die die Peer Review von zentraler Bedeutung ist, unterstützt durch einen verantwortungsvollen Einsatz quantitativer Indikatoren.” Dem sei an dieser Stelle nichts hinzuzufügen.

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RL #029: Kartographie für den Austausch

Seit jeher ist die Fähigkeit, seine unmittelbare Umgebung zu verstehen, von größter Bedeutung. Aus diesem Grund hat die Menschheit im Laufe der Jahrtausende das Handwerk der Darstellung von räumlichen Informationen wie Routen oder Landformen entwickelt und perfektioniert. Vor dem Hintergrund moderner Technologien allerdings, nimmt die Menge und Vielfalt der Informationen, die kartiert werden können, immer mehr zu. Die Möglichkeit, unsere Umgebung zu überblicken, erweist sich heute als zunehmend komplex. In dieser Reading List untersuchen wir, wie die Kartografie den Wissensaustausch erleichtert und als Vehikel für kritisches Denken dienen kann.

Kartographie erklärt

Kartografie ist die Praxis der Kartenerstellung. Ursprünglich nämlich stellten Kartograph*innen räumliche oder geographische Daten grafisch dar. Doch heute müssen sie verschiedene Zahlen von verschiedenen Sensoren und aus verschiedenen Quellen übersetzen. Wie Elik Eizenberg im Online-Magazin Forbes Technology schreibt, schwimmen wir in Daten (und sollten uns darum kümmern). Da wir nicht alle Daten vollständig nutzen können, verliert die kontinuierliche Sammlung neuer Daten durch die Datenwissenschaftler*innen langsam an Bedeutung. Kartieren, so argumentiert Georg Gartner in einem Artikel für Ersi, den weltweit führenden Anbieter von geografischen Informationssystemen, schlägt die Brücke zwischen menschlichen Nutzer*innen und den Daten. Es nutzt die Visualisierung, um die Wissenschaft für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ihr Potenzial voll auszuschöpfen.

Punktwolke von Hangrutschungen im Sensuikyo-Tal mittels LIDAR, einem Werkzeug der modernen 3D-Kartografie. Quelle: https://www.unearthlabs.com/blogs/modern-cartography

Von der Wissensrezeption zum Wissensaustausch

Bürger*innen in die Lage zu versetzen, fundierte Entscheidungen zu treffen, kann auch einen anderen Effekt mit sich bringen, nämlich den gegenseitigen Informationsaustausch. Ursprünglich sammeln Kartograph*innen Daten aus verschiedenen Messinstrumenten wie Luftaufnahmen, Fernerkundung, Feldbeobachtungen oder Koordinatenlisten. Diese Daten werden jedoch, wie das Horizon2020 geförderte Projekt WeObserve zeigt, aufgrund der gestiegenen Kosten und der rechtzeitigen Datenvalidierung nur noch selten aktualisiert. Daher wenden sich Kartograph*innen nun zunehmend an Bürger*innen.

Interactive exploration of good and bad governments worldwide by GOV DNA. Source: https://govdna.sudox.nl/#layout/geo/country/WRL/x/32/y/5/z/8/a/0
Interactive exploration of good and bad governments worldwide by GOV DNA. Source: https://govdna.sudox.nl/#layout/geo/country/WRL/x/32/y/5/z/8/a/0
Interactive exploration of good and bad governments worldwide by GOV DNA. Source: https://govdna.sudox.nl/#layout/geo/country/WRL/x/32/y/5/z/8/a/0

Laut Caroline Anstey von der New York Times ist dieser neue Trend zum Crowdsourcing von Informationen für die Kartografie von großem Nutzen. Die Bürger*innen liefern nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Daten, die von Kartographen oft übersehen werden. Das Fachwissen der Bürger kommt daher, dass sie über einen längeren Zeitraum an einem Ort leben. Veränderungen der Demografie, der Umwelt, der zwischenmenschlichen Beziehungen oder sogar der Wohngewohnheiten sind für Kartierungsprojekte nützlich, da sie sich in politischen oder planerischen Entscheidungen niederschlagen können. Um das diesem Austausch zugrunde liegende Vertrauen aufzubauen, sollten Kartograph*innen den Bürger*innen klare und verständliche Informationen zur Verfügung stellen.

Kartographie als Vehikel für kritisches Denken

Laut Sukhmani Mantel inn The Conversation ermöglicht die visuelle Darstellung von Beziehungen, dass Informationen mehrere Sinne ansprechen und für das tägliche Leben relevant werden. Und tatsächlich sind die Bürger*innen in der Lage, neuartige Konzepte mit einem umfassenden sozialen und kulturübergreifenden Verständnis zu verarbeiten. Dies erklärt Aleks Buczkowski in seinem Beitrag für GeoAwesome, die weltweit größte Geodaten-Community.

Im Wesentlichen behaupten Stevenson et al. vom Stockholmer Umweltinstitut in einem SEI-Brief über extreme Citizen-Science-Ansätze in der digitalen Kartierung, dass Menschen aus der Kartierungspraxis, unabhängig von ihrem Bildungsniveau, die Fähigkeit erlangen, die sich entwickelnde Welt zu verstehen. Dies fördert ihre Chancen auf eine bessere Teilhabe an der Welt auch auf einer allgemeineren Ebene: zuvor ausgeschlossene Gruppen werden sich bewusst, wie sie mitgestalten und sich einbringen können. Sie tragen nun zur wissenschaftlichen Forschung bei, der so genannten Citizen Science.

Forensische Architektur hat Fotos und Videos eingefügt, um die Geschichte einer einzelnen Schlacht im Gaza-Krieg 2014 zu rekonstruieren. Quelle: https://www.gold.ac.uk/news/forensic-architecture-ica/

Zusammenfassung

Das Gewinnen präziser kartografischer Daten durch Crowdsourcing steckt noch in den Kinderschuhen, wird aber zunehmend praktiziert. Vor allem, weil die Bürger*innen heute immer mehr Möglichkeiten haben, Werkzeuge zu nutzen, die ihnen Zugang zu globalen Daten verschaffen. Auf unternehmerischer Ebene findet dies bereits statt. Das Projekt Domino-E, das sich auf die Entwicklung einer Schnittstelle zur Optimierung der Verfügbarkeit von Erdbeobachtungsdaten konzentriert, baut auf Interoperabilität und Wissensaustausch mit KMU’s. Die gemeinsame Nutzung von Wissen führt zur Schaffung von Wissen, weshalb es für Kartographen wichtig ist, sich für den Informationsaustausch einzusetzen, da dies sowohl ihnen als auch den Bürgern gleichermaßen zugute kommt.

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RL #028: Der technologische Fortschritt wird’s schon richten, oder nicht?

In unseren Projekten bei Oikoplus kommunizieren wir Wissenschaft und Forschung. Dabei geht‘s um neue Technologien und häufig auch um das Versprechen, durch ihren Einsatz große Herausforderungen der Gegenwart, in den Griff zu bekommen. Technologie löst Probleme. Dafür wird sie schließlich entwickelt. Klar. Aber sollten wir uns als Gesellschaft wirklich auf Technologie verlassen, wenn es darum geht, die großen Probleme unserer Zeit zu lösen? 

Erst gestern wurde der neue Klimabericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) veröffentlicht, der einmal mehr vor drastischen Klimawandel-Folgen gewarnt, die sich noch dazu verschärfen. Können Erfindungen der Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel sein? Treibhausgas-Emissionen sind schließlich selbst eine Folge industrialisierter Prozesse, die einmal als technologische Innovationen galten. 

Vielleicht lenkt der optimistische Blick in die technologische Zukunft bloß davon ab, dass die Problemlösung längst in der Gegenwart stattfinden könnte? Und vielleicht besteht die wahre Problemlösung in die vielen Bereichen eher aus weniger, statt aus mehr Technologie? Steckt hinter Techno-optimism am Ende oft vor allem Greenwashing? Diesen Fragen geht der Techtonic Podcast der Financial Times in einer hörenswerten Folge aus dem November 2022 nach. 

So stellen sich die Algorithmen des KI-Tools Midjourney Technologie vor, die dabei hilft, die Klimakrise zu lösen.

Technikoptimismus, Überoptimismus und Macht 

Ebenfalls im November 2022 hat sich Elizabeth Zhu dem Thema tech-optimism gewdimet, in einem opinion piece auf stanforddaily.com, einem Nachrichtenportal, das von Studierenden der Standord University betrieben wird. Die Universität im kalifornischen Palo Alto gilt als der Hochschul-Campus des Silicon Valley. Die Region ist nicht gerade dafür bekannt, Zukunftstechnologie ablehnend gegenüberzustehen. Zhu stellt fest, dass Unternehmen wie der Facebook-Mutterkonzern Meta selbst nach Skandalen wie Datenlecks oder der Verbreitung russischer Desinformationen als attraktive Arbeitgeber mit einer großen Vision menschlicher Vernetzung wahrgenommen werden. Dieser optimistischer Blick auf Technologie führt laut Zhu zu einem spezifischen Problem: Je mehr Menschen davon ausgehen, dass in Zukunft carbon capturing oder cloud brightening unser Klimaproblem lösen werden, desto stärker werden die systemischen Ursachen des Klimawandels wie der industrielle Abbau fossiler Brennstoffe übersehen.

Werden technologische Lösungsansätze systematisch als Ablenkung von Problemursachen benutzt? Einen guten Einstieg in die Beschäftigung mit dieser Frage bietet der Text Over-Optimism in Technology and the Promotion of the Powerful Man von Sofia Ribeiro und Viriato Soromenho-Marques, die an der Universität Lissabon forschen. Sie verwenden analog zum Greenwashing den Begriff des Technowashings. Dabei würde von politischen Akteuren bewusst alle gesellschaftliche Hoffnung in Richtung Technik und Naturwissenschaft gelenkt, um den Anschein zu vermitteln, dass bereits an Lösungen gearbeitet wird. Genau dieses Technowashing ermögliche es, die Dringlichkeit robuster, integrierter, ethischer, gerechter und multidisziplinärer Maßnahmen und Politiken aufzuschieben.

Und noch eine mit Midjourney kreierte visuelle Tech-Utopie.

Techno-solutionism vs. techno-criticism

Einen weiteren hübschen Begriff, nämlich techno-solutionism, verwendet Harry Surden in einem Symposien-Beitrag im Yale Journal of Regulation. Surden stellt fest, der techno-soultionism tendiere dazu, Technologien wie die künstliche Intelligenz zu verherrlichen und sie unrealistisch als einfache Lösungen für die viel komplexeren, systemischen Probleme in der Gesellschaft darzustellen. Gleichzeitig neige aber die Technikkritik zu einer Überbetonung der negativen Aspekte von Technologien, indem sie sich entweder übermäßig auf potenzielle zukünftige Probleme konzentriert, die auftreten können – oder auch nicht, oder indem sie unverhältnismäßig stark die Grenzfälle hervorhebt, in denen eine Technologie problematisch ist, während sie andere Bereiche übersieht, in denen sie schrittweise signifikante gesellschaftliche Verbesserungen bringt.

Bei Oikoplus bemühen wir uns in all unserer Projekt-Kommunikation, nicht so zu tun, als würden die Projekte abschließende Antworten auf drängende Fragen liefern. Denn jedes unserer Projekte ist stets nur einer von vielen Beiträgen zur wissenschaftlichen Bearbeitung großer Herausforderungen. Wir sind überzeugt, dass Technologie immer einen entscheidenden Beitrag leisten kann. Aber am Ende sind es Menschen, die Technologien einsetzen. Deshalb liegen die großen Antworten im menschlichen Verhalten, und nicht in der Technologie selbst. Das gilt nicht erst in der Zukunft, sondern auch in der Gegenwart.