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RL #019: Warum Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil wissenschaftlichen Arbeit sein sollte

Wir von Oikoplus bieten Wissenschaftskommunikation an. Aber warum eigentlich? Was war noch einmal der Zweck der Kommunikation von Forschungsergebnissen an ein breites Publikum? Gibt es für Forschung nicht ein Fachpublikum? Reicht es nicht, wenn jene über Forschung lesen und reden, die sich damit auskennen? Naja. Es gibt triftige Gründe für einen breiten Ansatz in der wissenschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit. In dieser Reading List finden sich einige davon.

Im Deutschen gibt es den Ausdruck „Auf den Boden der Tatsachen zurückkehren”. Die Metapher wird gern verwendetet, um dazu aufzufordern, eine Diskussion wieder an der geteilten Faktenbasis zu kallibrieren, wenn sie ausgeufert ist, und sich Unwahrheiten oder Lügen eingeschlichen haben. Wissen über Tatsachen und Fakten sind das Ergebnis von Forschung und Wissenschaft. Es geht dabei also genau um den Boden aus der Metapher. Und auf diesem Boden sind eben nicht nur Expertinnen und Experten unterwegs, sondern wir alle – auch wenn wir alle ihn gelegentlich verlassen. Manche seltener, manche häufiger, ob bewusst oder unbewusst.

Für eine integrativere Wissenschaft

Mónica Feliú-Mójer hat im Jahr 2015 für den Blog von Scientific American zusammengefasst, weshalb Kommunikation für bessere Wissenschaft sorgt. Wenn Wissenschaftler in der Lage sind, über ihre Fachkolleg_innen hinaus effektiv mit einem breiteren, nicht-wissenschaftlichen Publikum zu kommunizieren, stärke das die Unterstützung für die Wissenschaft und fördere das Verständnis für ihre breite Bedeutung für die Gesellschaft und rege zu einer fundierteren Entscheidungsfindung auf allen Ebenen an, von der Regierung über die Gemeinden bis hin zum Einzelnen. Kommunikation könne die Wissenschaft außerdem auch für Zielgruppen zugänglich machen, die traditionell vom wissenschaftlichen Prozess ausgeschlossen sind. Sie könne somit dazu beitragen, dass die Wissenschaft diverser und integrativer werde.

Für das Allgemeinwohl

In Texten über Wissenschaftskommunikation liest man immer wieder, die Forschenden dürften den Kontakt zur Gesellschaft nicht verlieren. Natürlich nicht. Wieso sollte Forschung außerhalb der Gesellschaft stehen? Im Idealfall soll die Forschung schließlich der Gesellschaft dienen. Dieses Verhältnis zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft ist jedoch keineswegs selbstverständlich. Toss Gascoigne und Joan Leach, beide Professoren am Centre for the Public Awareness of Science der Australian National University, argumentieren in einem Beitrag für The Conversation, das 20. Jahrhundert könne historisch als ein langes Plädoyer für die Wissenschaftskommunikation im Interesse des Gemeinwohls gelesen werden.

Auch Forschende lesen nicht nur Research Papers

Einen kurzen Ausflug in die Geschichte der Wissenschaftskommunikation, der sogar bis ins 19. Jahrhundert reicht, unternimmt Dmitry Dorofeev in einem Beitrag über die Bedeutung laienverständlicher Wissenschaftskommunikation auf dem Life-Sciences-Portal news-medical.net 

Danach habe ein Redakteur der Wiener Tageszeitung Neue Freie Presse im Jahr 1895 zufällig von der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Wilhelm Röntgen erfahren, die Bedeutung glücklicherweise erkannt und einen Artikel auf der Titelseite seiner Zeitung untergebracht. Dieser Artikel sei daraufhin vom London Chronical und der New York Sun aufgegriffen worden, und einige Tage später auch von der New York Times. Die schnelle Verbreitung der News über die für die Medizin revolutionäre, bildgebenden Methode in Massenmedien habe dazu beigetragen, dass die Röntgentechnologie schon im folgenden Jahr in über 1000 wissenschaftlichen Artikeln erwähnt worden sei, so Dorofeev. Schließlich – das gilt bis heute – informieren sich auch Forschende nicht nur in Fachpublikationen.

Werbung oder PR?

Forschung und Wissenschaft so zu kommunizieren, dass möglichst viele Menschen daran teilhaben können, damit das Gemeinwohl davon profitiert und damit auch die Forschenden selbst sich leichter über die Arbeit ihrer Kolleginnen und Kollegen informieren können, das sind edle Gründe, Wissenschaftskommunikation zu betreiben. Daneben dient die Wissenschaftskommunikation zunehmend auch der Werbung und PR für einzelne Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsstandorte. Empirisch haben sich Peter Weingart und Marina Joubert an der Stellenbosch University in Südafrika 2019 mit den Motivationen, Wissenschaftskommunikation zu betreiben, beschäftigt. Auf Grundlage ihrer Erkenntnisse über die zunehmend aktiv betriebene Wissenschaftskommunikation kommen sie zu dem Schluss, dass eine Unterscheidung zwischen pädagogischen und werblichen Formen von Wissenschaftskommunikation dringend geboten sei. Nur so kann die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft erhalten bleiben.

Es gibt als viele sehr gute Gründe, Wissenschaft und die Ergebnisse von Forschung so zu kommunizieren, dass sie für möglichst viele Menschen verständlich und interessant sind. Der wichtigste aller Gründe bleibt dabei, dass jener anfangs zitierte Boden der Tatsachen bestellt gehört. Denn auf ihm erwachsen Neugier, Erkenntnis und Innovation. 

In unserem Projekt ArcheoDanube versuchen wir deshalb, Archäologie touristisch nachhaltig zu erschließen und die Ergebnisse von Forschung über die Geschichte des Donauraums möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Gerade ist der vierte Newsletter des Interreg-Projekts erschienen.

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RL #019: Why Communication is a Crucial Part of any Science Endeavour

At Oikoplus we offer science communication. But why actually? What was the purpose of communicating research results to a broad audience again? Isn’t there a specialised audience for research? Isn’t it enough for those who know about it to read and talk about research? Well. There are valid reasons for a broad approach to scientific outreach. In this Reading List, you will find some of them.

In German, there is the expression “coming down to earth”. The metaphor is used to call for a discussion to be calibrated back to the shared factual basis when it has gotten out of hand and untruths or lies have crept in. Knowledge of facts and facts are the result of research and science. So it is precisely the ground from the metaphor that is at stake. And it is not only experts who walk on this ground, but all of us – even if we all leave it occasionally. Some more rarely, some more often, whether consciously or unconsciously.

For a more inclusive science

In 2015, Mónica Feliú-Mójer summarised for Scientific American’s blog why effective communication makes for better science. When scientists are able to communicate effectively beyond their peers to a broader, non-scientific audience, it strengthens support for science, promotes understanding of its broader importance to society, and encourages more informed decision-making. Communication can also make science accessible to audiences traditionally excluded from the scientific process. It can help science become more diverse and inclusive.

Science for the common good

In texts on science communication, one reads time and again that researchers should not lose contact with society. Of course not. Why should research stand outside society? Ideally, research should serve society. However, this relationship between science and civil society is by no means self-evident. In an article for The conversation, Toss Gascoigne and Joan Leach, both professors at the Centre for the Public Awareness of Science at the Australian National University, argue that the 20th century can be read as a long plea for sience communication in the interest of the common good.

Not even researchers read research papers only

Dmitry Dorofeev takes a short excursion into the history of science communication. In an article on the importance of science communication in layman’s terms, he starts from the 19th century. According to Dorofeev, in 1895 an editor of the Viennese daily newspaper Neue Freie Presse learned by chance about the discovery of X-rays by Wilhelm Röntgen, but recognised the significance and placed an article on the front page of his newspaper. The London Chronicle, the New York Sun, and by the New York Times did later pick up this article. The rapid dissemination of this imaging method in mass media, certainly contributed to the fact that X-ray technology was mentioned in 1000+ scientific articles the following year, says Dorofeev. After all – and this is still true today – researchers do not only inform themselves in specialised publications.

Promotion or PR?

Communicating research and science in a way that as many people as possible can participate is a noble reason. It allows society to benefit and researchers to inform themselves about the work of their colleagues. In addition, science communication increasingly serves as advertising and PR for individual research institutions and science locations. Empirically, Peter Weingart and Marina Joubert at Stellenbosch University in South Africa looked at the motivations to engage in science communication. Based on their findings on the ever-increasing actively pursued science communication, the authors conclude that a distinction between educational and promotional forms of science communication maintains the credibility of science.

There are a number of good reasons for communicating science and the results of research in a way they are understandable and interesting. The most important of all reasons remains that the ground of facts cited at the beginning must be ordered. Because curiosity, knowledge and innovation grow on it. 
 
 In our ArcheoDanube project, we are therefore trying to make archaeology accessible to tourists in a sustainable way and to make the results of research on the history of the Danube region accessible to as many people as possible. Indeed, the coordinators just published the fourth newsletter of the Interreg project.